Das DomQuartier Salzburg feiert 10. Geburtstag
Die Festlichkeiten im einstigen Machtzentrum der Salzburger ErzbischöfeÜber tausend Jahre lang waren Salzburgs Erzbischöfe mächtige Herrscher: Sie waren nicht nur weltliche, sondern auch geistige Oberhäupter und mit unsagbaren Privilegien ausgestattet. Ihre Machtposition manifestierte sich auch in großartigen Bauwerken, die heute das Herzstück der UNESCO-Weltkulturerbestadt Salzburg darstellen. Die Residenz zu Salzburg, der Dom und das Benediktinerkloster St. Peter bilden die drei architektonischen sowie inhaltlichen Säulen des DomQuartiers, das in dieser Form weltweit einzigartig ist. Seit zehn Jahren ist das barocke Gebäude-Ensemble als Museumsrundgang erlebbar. Der erste runde Geburtstag wird mit einer fulminanten Ausstellung und besonderen Veranstaltungen gefeiert.
Die Residenz zu Salzburg mit Prunkräumen und Residenzgalerie, die Dombogenterrasse, der Dom mit Orgelempore und Dommuseum, die Kunst- und Wunderkammer und der Wallistrakt mit dem Museum des Stifts St. Peter: Gemeinsam bilden diese prunkvollen Raritäten das DomQuartier Salzburg. Wo die einflussreichen und international vernetzten Erzbischöfe einst residierten und regierten, Audienz hielten und zu Festen luden, dürfen Besucher*innen heute durch prächtige Räume flanieren. Mit einem Besuch des DomQuartiers begibt man sich aber auch auf die Spuren von W. A. Mozart, der schon als 7-Jähriger hier vorspielte und später als Hofmusiker im Dienste der Erzbischöfe stand. Das DomQuartier kann gut und gerne als Mozarts „Arbeitsplatz“ bezeichnet werden und ist heute wie damals großartiger Aufführungsort von Veranstaltungen, Konzerten und Empfängen.
21.06.2024 – 06.01.2025: Ausstellung „Die Farben der Serenissima –
Venezianische Meisterwerke von Tizian bis Canaletto“
Über Jahrhunderte war Salzburg über vielfältige Beziehungen eng mit der Adelsrepublik Venedig verbunden. Die glanzvolle Ausstellung zum 10-Jahres-Jubiläum des DomQuartiers Salzburg verweist auf diese engen Beziehungen zwischen dem Fürsterzbistum und der einflussreichen Handelsstadt am Mittelmeer. Sie zeigt Meisterwerke der venezianischen Kunst von der Renaissance bis zum Rokoko aus den Beständen des Kunsthistorischen Museums Wien. Die Sonderausstellung erzählt die unglaubliche Erfolgsgeschichte der venezianischen Malerei Tizians und seiner Zeitgenossen, die über Jahrhunderte vielfältigen Nachhall gefunden hat. Sie ist die erste exklusive Schau aus den Beständen der ehemals kaiserlichen Sammlungen in Salzburg. Das Kunsthistorische Museum Wien ist erstmals mit Meisterwerken dieser Epoche in der Residenzgalerie in Salzburg zu Gast.
„DomQuartier Salzburg Inside“ – 5 Fragen an Andrea Stockhammer
Seit gut eineinhalb Jahren führt die österreichische Kunsthistorikerin Andrea Stockhammer die Geschäfte des DomQuartiers Salzburg. Sie erzählt von ihrer persönlichen Faszination für den einzigartigen Museumsrundgang.
- Frau Dr. Stockhammer, die Kunst- und Wunderkammer ist Ihr Lieblingsplatz im DomQuartier. Was macht die Faszination aus?
Zum einen mutet die Kunst- und Wunderkammer mit ihren Objekten wie den gedrechselten Türmchen aus Elfenbein, seltenen oder kostbaren Materialien wie große, reine Stücke Bergkristall und exotischen Tieren auf den ersten Blick wie ein Kuriositätenkabinett des 17. Jahrhunderts an. Tatsächlich aber ist sie ultimativer Ausdruck von Macht, Vermögen und von umfassenden internationalen, diplomatischen Verbindungen. Es brauchte weit mehr als Geld, um an diese Objekte zu kommen. Zum anderen sollte die Kunst- und Wunderkammer in ihrer Vielfalt die Schöpfung, ja, den ganzen Kosmos, widerspiegeln, als deren Krönung der Mensch betrachtet wurde. Allein der Mensch ist mit seinem Können und seiner Kunstfertigkeit in der Lage, die Schöpfung noch zu bereichern. Wenn wir heute durch die authentisch erhaltenen Räume gehen, tun wir das mit dem gleichen Staunen wie die einstigen Gäste der Erzbischöfe.
- Was hat Sie bei Ihrer allersten Besichtigung des DomQuartiers besonders beeindruckt?
Das war ganz klar die Orgelempore mit diesem überwältigenden Blick hinunter ins Kirchenschiff des Salzburger Doms. Aus dieser ungewöhnlichen Perspektive erfahren Besucher*innen die Monumentalität des Kirchenraumes ganz anders. Zudem hat man hier oben die Möglichkeit, die kunstvollen Stuckarbeiten und die Kapitelle aus nächster Nähe zu betrachten. Man blickt damit auch hinter das Geheimnis ihrer Plastizität, das man von unten nur erahnen kann. Für die Orgeln des Doms wurden Mozarts Messen komponiert, sie wurden hier aufgeführt – von der Orgelempore aus wird Besucher*innen deutlich, dass der beeindruckend schöne Dom zugleich als ein Klangkörper für die Musik konzipiert wurde.
- Auf welches Exponat würden Sie Besucher*innen besonders gerne hinweisen?
Das mehr als 1 500 Jahre alte Rupertuskreuz ist das weltweit größte erhaltene Metallkreuz des Frühmittelalters. Es ist ein unglaublich faszinierendes, eigentlich archaisches Objekt, das aus sehr einfachen Materialen wie Pappelholz, feuervergoldetem Kupferblech und Glaspasten besteht, aber auch sehr geheimnisvoll ist. Die insulare Ornamentik deutet darauf hin, dass das Kreuz in Südengland entstanden ist oder zumindest die Arbeit angelsächsischer Künstler ist. Da das Objekt einzigartig ist, kann man nur wenige Vergleiche ziehen. Auch bleiben die Entstehungsgeschichte und die Reise des Kreuzes bis nach Salzburg im Dunkeln. Anlässlich des diesjährigen 50. Geburtstags des Dommuseums wird das Rupertuskreuz restauriert und im Herbst der Öffentlichkeit präsentiert.
- „Es war einmal…“ – welche Geschichte erzählt das DomQuartier Salzburg in Ihren Augen?
Es war einmal der 28. Februar 1763: Erzbischof Sigismund Christoph Graf von Schrattenbach feiert seinen 65. Geburtstag und ab 17 Uhr erscheint der Hofstaat in Gala, um zu gratulieren. Nach dem Ave Maria geht man ins Ratszimmer und lauscht dem ungewöhnlichen Vorspiel der zwei Kinder des neu ernannten Vizekapellmeisters Leopold Mozart. Es war das Debut von Wolferl und Nannerl Mozart und wer heute die Residenz betritt, findet sich in den authentischen Räumen von Mozarts Musik wieder. Mozart komponierte in Salzburg für die Prunkräume und den Dom. Mit einem Besuch des DomQuartiers tauchen Besucher*innen in die kunst- und musiksinnige Welt Wolfgang Amadeus Mozarts und der Salzburger Erzbischöfe ein. Hier wurde der Grundstein für die Musikstadt Salzburg gelegt, deren Weltruhm in den jährlich stattfindenden Salzburger Festspielen beständig erneuert wird.
- Was macht das DomQuartier Salzburg so einzigartig in der Welt?
Über tausend Jahre lang waren Salzburgs Erzbischöfe nicht nur geistliche Oberhäupter, sondern auch weltliche Herrscher. Sie waren mit besonderen Privilegien ausgestattet, die teils bis heute gelten und vom Papst akzeptiert werden. Während der Barockzeit sind die drei Teile – die weltliche Residenz, der Salzburger Dom als Metropolitankirche und das Stift St. Peter als Abtei – zu einer Einheit verschmolzen. Mit der Eröffnung des DomQuartiers vor zehn Jahren wurde diese Einheit zum ersten Mal in der Geschichte für interessierte Besucher*innen als Museum erlebbar. Sie ist mit nichts zu vergleichen.
Veranstaltungstipps 2024
31. August 2024:
2024 würde Markus Sittikus seinen 450. Geburtstag feiern. Der Fürsterzbischof war es auch, der während seiner Regierungszeit die venezianischen Feste nach Salzburg holte und Adel, Hofstaat und Stadtbürger zum Mitfeiern einlud. Diese Tradition wird mit einem „Venezianischen Fest“ im August gewürdigt. Auch 2024 gilt: Alle sind eingeladen, sich an diesem Fest zu beteiligen!
24. September 2024:
Anlässlich von „50 Jahre Dommuseum“ wird am „Rupertitag“ das restaurierte Rupertuskreuz der Öffentlichkeit präsentiert.