Taufbecken Joseph Mohr im Salzburger Dom © SalzburgerLand Tourismus

Wussten Sie, dass….

Zahlen, Daten und Fakten über das weltberühmte Weihnachtslied

Wer war der Taufpate von Joseph Mohr, welches Handwerk erlernte Franz Xaver Gruber und wie oft war dieser verheiratet? Warum wird das Jahr 1816 auch als das "Jahr ohne Sommer" bezeichnet und in wie vielen Sprachen wird das Lied weltweit gesungen?

PresseStille Nacht Land SalzburgWinter

… Joseph Mohrs Taufpate der letzte Scharfrichter von Salzburg war?
Tatsächlich gab es in Salzburg zu dieser Zeit noch einen Scharfrichter: Er hieß Franz Joseph Wohlmuth und besserte sich seinen schlechten Ruf durch den Kirchendienst als Taufpate lediger Kinder auf. Diese galten damals noch als „fleischliches Verbrechen“; die Mutter selbst musste sich dafür anzeigen. Bei Joseph Mohrs Taufe ließ sich Wohlmuth durch eine gewisse Franziska Zachin vertreten. Joseph Mohr ist nach seinem Vater benannt. Getauft wurde er nur wenige Stunden nach seiner Geburt im Dom zu Salzburg über dem gleichen Taufbecken wie Wolfgang Amadeus Mozart.

… der Liedtext eigentlich ein Gedicht aus der Feder von Joseph Mohr war, welches nicht in Oberndorf, sondern bereits 1816 in Mariapfarr entstanden ist?
Lange Zeit ging man davon aus, dass Joseph Mohr den Liedtext während seiner Zeit in Oberndorf und anlässlich der Christmette 1818 verfasst habe. Das ist jedoch ein Irrtum. 1995 wurde ein Autograph gefunden, in dem Joseph Mohr persönlich darauf verzeichnete, dass das Lied bereits 1816 als Gedicht entstanden ist. Und zwar in Mariapfarr im Salzburger Lungau. Aus Mariapfarr stammten Joseph Mohrs Vorfahren väterlicherseits und hier trat er nach seiner Priesterweihe 1815 seine erste Stelle als Hilfspfarrer an. Joseph Mohr lernte in Mariapfarr seinen Großvater kennen. Er besuchte sowohl dessen Geburtshaus, die „Scharglerkeusche“, als auch dessen letzten Wohnort, die „Haasenkeusche“. Joseph Mohrs Großvater verstarb 1816, begleitet von seinem Enkelsohn.

… Franz Xaver Gruber das Handwerk des Leinenwebers erlernt hat?
Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 in der Gemeinde Hochburg im Innviertel als fünftes von sechs Kindern geboren. Die Eltern Josef und Anna waren Kleinbauern und verdienten sich ihr notwendiges Zubrot als Heimweber. Franz Xaver Grubers Vater bestand darauf, dass der Sohn das Handwerk des Webers erlernt. Im Franz-Xaver-Gruber-Gedächtnishaus in Hochburg-Ach kann man den Webstuhl besichtigen, auf dem der junge Franz gewebt hat.

… Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber sich nur für kurze Zeit begegnet sind?
Joseph Mohr wurde als Hilfspriester immer wieder von einem Ort zum anderen versetzt. So kam er im Sommer 1817 als Koadjutor nach Oberndorf. Hier freundete er sich mit dem fünf Jahre älteren Lehrer Franz Xaver Gruber aus dem nahen Arnsdorf an, der in der St. Nikola Kirche von Oberndorf den Kantoren- und Organistendienst versah. An Weihnachten 1818 bat Joseph Mohr seinen Freund Gruber um eine passende Melodie für sein 1816 in Mariapfarr verfasstes Gedicht. Nach der Christmette 1818 erklang erstmals „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, gesungen von den beiden Freunden und von Joseph Mohr auf der Gitarre begleitet. Bereits im September 1819 verließ Joseph Mohr Oberndorf wieder. Die Freundschaft zwischen Mohr und Gruber hielt jedoch ein Leben lang.

… Oberndorf bei Salzburg als die „Wiege des Liedes“ gilt?
An Weihnachten 1818 erklang das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zum ersten Mal in der St. Nikola Kirche in Oberndorf bei Salzburg. Die Kirche war permanent von Hochwasser bedroht und stark beschädigt, sodass man sich Ende des 19. Jahrhunderts für eine Schließung entschied. 1906 wurde die alte Kirche abgetragen und an anderer Stelle eine neue Pfarrkirche erbaut. Anstelle der St. Nikola Kirche wurde die Stille-Nacht-Kapelle errichtet. Bei ihrer Einweihung 1937 war Franz Xaver Grubers Enkel Felix Gruber anwesend. Seit 1953 findet jährlich am Heiligen Abend um 17 Uhr vor der Kapelle die Stille-Nacht-Gedächtnisfeier statt, zu der tausende Menschen aus aller Herren Länder anreisen, um das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gemeinsam zu singen.

… die Zeiten der Liedentstehung von Hunger, Not und Krieg geprägt waren?
Zu Weihnachten 1818 steckte Europa seit Jahrzehnten in der Krise: Politische Umwälzungen, Krieg und wirtschaftliche Not haben die Bevölkerung des Fürsterzbistums Salzburg, der Habsburgermonarchie und Bayerns ausgeblutet und traumatisiert. Napoleon hat mit Kriegen und Feldzügen ganze Landstriche entmachtet, geplündert und durch Brände vernichtet. Der Wiener Kongress 1814/15 besiegelte das Ende der napoleonischen Ära. Salzburg fiel am 1. Mai 1816 mit dem Vertrag von München endgültig an Österreich: Gewachsene Strukturen, Städte und Familien wurde getrennt. Zudem kam im Jahr 1816 eine Naturkatastrophe mit verheerenden Auswirkungen über Europa: Ernteausfälle und Schulden führten zu Hunger und noch mehr Not.

… 1816 als das „Jahr ohne Sommer“ bezeichnet wird?
1816 wurde die österreichische und bayerische Bevölkerung Opfer einer Naturkatastrophe nie gekannten Ausmaßes. Der Ausbruch des Vulkans Tambora im April 1815 auf der indonesischen Insel Sumbawa löste ein Jahr später in ganz Kontinentaleuropa eine dramatische Klimaveränderung aus: Weltweit sanken die Durchschnittstemperaturen um ein bis zwei Grad. Die Ernte verkam in nimmer endendem Regen und sommerlichem Schneefall. Bauern in Salzburg, Tirol, Oberösterreich und Bayern gehörten zu den Leidtragenden. Angesichts von Missernten und Hungersnöten versanken sie in Hoffnungslosigkeit und Apathie: Die Menschen nahmen die Katastrophe als „von Gott gegeben“ hin. Das Jahr 1816 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein.

… Franz Xaver Gruber dreimal verheiratet war?
Damit Franz Xaver Gruber 1807 seine erste Stelle als Lehrer in Arnsdorf antreten durfte, musste er mehrere Bedingungen der Gemeinde erfüllen. Eine davon war es, die Witwe seines Vorgängers zu heiraten, die, gemeinsam mit ihren zwei Kindern, in der Lehrerwohnung im ersten Stock des Schulhauses lebte. Aus der Ehe mit der 13 Jahre ältere Maria Elisabeth Fischinger gingen zwei Kinder hervor, die jedoch beide verstarben. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Gruber 1826 die erst 18-jährige Maria Breitfuß, eine ehemalige Schülerin von ihm. Mit ihr hatte Gruber zehn Kinder, von denen vier überlebten. Maria Breitfuß verstarb 1841. Seine dritte Ehe schloss Gruber ein Jahr später mit der Schuhmacherwitwe Katharina Rieser (verwitwete Wimmer) aus Böckstein.

… Joseph Mohr als Hilfspfarrer und Vikar immer wieder mit der Obrigkeit in Konflikt geriet?
Joseph Mohr besaß zeitlebens seinen eigenen Kopf: Anderen zu helfen war ihm weit wichtiger, als „Karriere“ zu machen. Immer wieder beschwerten sich seine Vorgesetzten über ihn, warfen ihm fehlenden »Subordinationsgeist« vor sowie ein in hohem Maße unziemliches Betragen. Man machte ihm das Singen „oft nicht erbaulicher Lieder“ und das „Scherzen mit Personen anderen Geschlechts“ zum Vorwurf. In Hintersee soll er Wilderern Fleisch abgekauft haben, um es an bedürftige Familien zu verteilen. Doch Mohr galt auch als wortgewaltig und theologisch versiert, wodurch ihm gröbere Sanktionen erspart blieben. Dennoch blieb er ein Leben lang ein einfacher Pfarrer, dessen Begräbnis in kleinstem Rahmen stattfand.

… „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in den Schützengräben des Erstes Weltkrieges gesungen wurde?
Rund fünf Monate nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 ereignete sich an der Westfront, an der schon mehr als eine Million Soldaten gefallen oder verwundet worden waren, ein einmaliges pazifistisches Wunder der Verbrüderung unter tausenden Soldaten verschiedener Nationen. Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend vor dem eigentlichen Christfest, kehrte Ruhe ein in den Schützengräben. Einige Soldaten stellten kleine beleuchtete Weihnachtsbäumchen auf den oberen Rand des Schützengrabens – wie ein Zeichen des Friedens. Auf beiden Seiten der rund 50 Kilometer langen Front in Flandern legten die Kämpfer ihre Waffen und Helme nieder und sangen heimatliche Weihnachtslieder. Auch „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ erklang – in verschiedenen Muttersprachen. Die friedliche, solidarische Kriegsweihnacht war mit einem Ausnahmezustand zu vergleichen: In der Folge wurde die Verbrüderung bei Todesstrafe verboten.

… Franz Xaver Gruber die Urheberschaft noch zu Lebzeiten schriftlich bezeugt hat?
Das Weihnachtslied hatte seinen Weg in die Welt gefunden und wurde bereits in den 1830er Jahren jährlich zur Christmette am Königlich Preußischen Hof vorgetragen. 1854 wandte sich die Königliche Hofkapelle an das Stift St. Peter, um Auskunft über Michael Haydn zu erhalten, der für den Urheber gehalten wurde. Grubers Sohn Franz hielt sich zu dieser Zeit im Stift auf und leitete die Anfrage an seinen Vater weiter. Franz Xaver Gruber verfasste daraufhin am 30. Dezember 1854 persönlich die „Authentische Veranlassung“, in der er detailgetreu die Entstehung des Liedes beschreibt und damit die Urheberschaft bezeugt.

… ein Orgelbauer aus dem Zillertal zur Verbreitung des Liedes beitrug?
Die Verbreitungsgeschichte des Liedes ist eng mit dem Orgelbauer Carl Mauracher aus Fügen im Tiroler Zillertal verbunden. Überlieferungen zufolge war er 1824/25 in der St. Nikola Kirche in Oberndorf mit dem Neubau der Orgel beschäftigt. Dort lernte er Franz Xaver Gruber und das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ kennen. Von einer seiner Arbeitsreisen brachte er das Lied mit ins heimatliche Zillertal. Dort verbreitete es sich schnell und wurde gerne zu feierlichen, weihnachtlichen Anlässen gesungen.

… „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ lange als Tiroler Lied galt?
Der Mythos eines Tiroler Liedes geht auf die Verbreitung durch die Tiroler Nationalsänger zurück. So konnte nachgewiesen werden, dass die Geschwister Strasser aus Hippach im Zillertal das Lied bereits 1831 auf dem Weihnachtsmarkt in Leipzig gesungen haben. Sie waren – wie viele andere Tiroler Bauern – im Winter als fahrende Händler unterwegs und verkauften Waren aus ihrer Heimat. Um den Verkauf anzukurbeln, wurden Lieder gesungen. So auch „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.
Der Organist der katholischen Gemeinde in Leipzig, Franz Alscher, war an diesem Tag auf dem Markt und lud die Geschwister dazu ein, das Lied in der Weihnachtsmette in der königlich-sächsischen Hofkapelle der Pleißenburg zu singen. Kurz vor ihrer Abreise im Jänner 1832 traten die vier noch einmal auf und kehrten im Dezember 1832 nach Leipzig zurück. Für ihr Konzert am 15. Dezember 1832 im Hotel de Pologne gab es den ausdrücklichen Wunsch, „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zu singen. Bei diesem Konzert soll der Verleger August Robert Friese als Zuhörer im Raum gewesen sein. Er publizierte (vermutlich 1833) die „Vier ächten Tyroler Lieder“, die Nummer vier war das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Auf diese erste Veröffentlichung folgten bald weitere.
Obwohl das Lied aus dem SalzburgerLand stammt, galt es lange Zeit als Tiroler oder Zillertaler Volkslied. Ein weiterer Grund ist der, dass die Geschwister Strasser die ursprüngliche Melodie nach ihrem Geschmack umgeformt und neu zurechtgesungen haben. So entwickelte sich aus der Melodie ein Volkslied, das durch Druckausgaben, aber auch durch viele andere Tiroler Sängergruppen auf der ganzen Welt bekannt wurde.

…die Rainer-Family das Lied in den USA und in Russland bekannt machte?
Im Jahr 1839 machte sich der 18-jährige Ludwig Rainer, Sohn von Maria Rainer („Ur-Rainer“), gemeinsam mit drei Freunden zu einer Konzert-Tournee nach Amerika auf. Die Mitglieder des Quartetts, im Englischen „The Rainer-Family“ genannt, wurden von einem amerikanischen Unternehmer im heutigen Sinne “gecastet“, um den original Rainer-Geschwistern möglichst ähnlich zu sein. Am Weihnachtsabend 1839 soll vor dem Hamilton Monument dann zum ersten Mal „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Amerika erklungen sein. Es folgte eine mehrjährige „Tournee“ als viel beachtete „Rainer Family“, die das Quartett nach New Orleans, St. Louis, Pittsburg und Philadelphia führte. Ermutigt von den Erfolgen in den USA, gründete Ludwig Rainer 1851 die „Rainer Gesellschaft“ mit bis zu 15 Sängern, die an nahezu allen Herrscherhäusern Europas auftraten. Ihre Reisen führten nach England, Schottland und Irland, nach Italien, Frankreich, Dänemark, Schweden und Norwegen. 1858 kamen sie in Russland an und blieben dort zehn Jahre lang.

… Joseph Mohrs einziger Besitz bei seinem Tod seine Gitarre war?
Joseph Mohr zeichnete sich sein Leben lang durch seine Bescheidenheit aus: Immer wieder wird darüber berichtet, dass er sein gesamtes Einkommen an Bedürftige weitergab oder damit verschiedenste Einrichtungen finanzierte. Nur dreimal in seinem Leben soll er sich einen neuen Talar zugelegt haben. In Wagrain im SalzburgerLand gründete er eine Schule und reformierte die Armenpflege. Bei seinem Tod besaß er nichts außer der Gitarre, mit der er schon 1818 „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ begleitet hat.

… der erste bekannte Lieddruck in Steyr gemacht und verkauft wurde?
Joseph Greis, Buchdrucker und Buchhändler in Steyr, gab im Zeitraum von 1827 bis 1832 (genaues Datum nicht bekannt) eine Flugschrift mit dem Titel „Vier schöne neue Weihnachtslieder“ heraus: Auf deren Titelbild ist auch „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ angekündigt. Damit ist bewiesen, dass die erste schriftliche Verbreitung des Liedes in Steyr gedruckt wurde. Da Greis Buchhändler war, konnte der Druck auch bei ihm gekauft werden. Der gedruckte Liedtext umfasst alle sechs Strophen, wenn auch mit einigen Textungereimtheiten: Wahrscheinlich hatte Joseph Greis eine schlecht lesbare Fassung vorliegen oder es passierten Lesefehler beim Setzen. Wie er zu dem Lied kam, ist nicht bekannt.

… das Lied heute in über 300 Sprachen und Dialekten gesungen wird?
Mit den Tiroler Nationalsängern – vor allem den Geschwistern Strasser und Ludwig Rainers „Rainer Family“ – verbreitete sich das Lied bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa, Amerika und Russland. Ludwig Rainer hatte das Lied auf seinen Tourneen immer im Repertoire. Die weitere Verbreitung in andere Erdteile erfolgte über Missionare; einen wichtigen Stellenwert nahmen der Hamburger Sozialreformer und Gründer des „Rauhen Hauses“ Johann Hinrich Wichern und seine Tochter Caroline ein. Sie schickten Missionare und Bordseelsorger auf Reisen, die Auswanderer begleiteten. Mit im Gepäck das von Wichern 1844 herausgegebene Singbuch „Unsere Lieder“. Es beinhaltete unter anderem das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.

… Joseph Mohrs sechs Strophen später durch eine siebte Strophe ergänzt wurden?
„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ wurde 1816 von Joseph Mohr als Gedicht mit sechs Strophen im Lungau verfasst. Doch schon ein Jahr nach dem ersten Erklingen 1818 ergänzte ein Lehrer aus Waidring diese sechs Strophen um eine siebte. Blasius Wimmer lernte das Lied wohl über den Orgelbauer Carl Mauracher kennen, fügte es in sein handgeschriebenes Kirchenliederbuch ein und verfasste eine siebte Strophe. Über 130 Jahre später verfasste der Lungauer Pfarrer Valentin Pfeifenberger ebenfalls eine siebte Strophe: Sie ist jener von Blasius Wimmer inhaltlich sehr ähnlich, wodurch vermutet wird, dass Pfeifenberger die siebte Strophe bereits gekannt hatte.

… Hamburg eine wichtige Station bei der Verbreitung des Liedes war?
Der Theologe, Sozialreformer und Gründer der evangelischen Diakonie, Johann Hinrich Wichern, leitete das „Rauhe Haus“ in Hamburg. Es war eine Ausbildungsstätte für zukünftige Missionare und Bordseelsorger. Hamburg war zu dieser Zeit einer der größten Auswandererhäfen Europas. Das von Wichern 1844 herausgegebene Singbuch „Unsere Lieder“ enthielt unter anderem „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Nach Abschluss der Ausbildung bekam jeder Student dieses Liederbuch persönlich überreicht. Viele von ihnen begleiteten als Missionare Auswanderer in die Neue Welt und hatten das Liederbuch mit im Gepäck. Damit war die Verbreitung des Liedes in Amerika besiegelt, war es doch für die Auswanderer ein zartes Band in die Heimat.

… die Legende rund um die hungrigen Mäuse in Oberndorf von einer Wienerin stammt?
Die weite Verbreitung des Liedes in den USA führte dazu, dass viele Amerikaner „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ für ein amerikanisches Volkslied hielten. Die Schriftstellerin, Schauspielerin und Journalistin Hertha Pauli (1906–1973) erläuterte in ihrem 1943 erschienenen Buch „Silent Night. The Story of a Song“ den Ursprung des Liedes. Während sie das eine richtig gestellt hat, setzte die gebürtige Wienerin andererseits eine Legende in die Welt, die sich bis heute hartnäckig hält: Die Geschichte, hungrige Mäuse hätten den Blasebalg der Kirchenorgel in Oberndorf angenagt und daher wäre das Instrument unspielbar gewesen. Hertha Ernestine Pauli wurde in Wien geboren, emigrierte nach dem Anschluss nach Frankreich und floh später nach Amerika. Ihr Bruder Wolfgang Ernst Pauli zählte zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts und war Nobelpreisträger. Hertha Paulis Buch erschien 1954 in Deutsch unter dem Titel „Das Lied vom Himmel. Die Geschichte von Stille Nacht“.“

… „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Übersee früh ein Bestseller war?
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ das meistverkaufte Notenblatt in den USA. Lange Zeit galt die 1859 publizierte, englisch-amerikanische Version von John Freeman Young (1820-1885) als die älteste bekannte Amerikas. Inzwischen weiß man aber, dass die älteste Version von James Franklin Warner stammt, die spätestens 1849 von diesem getextet und im Jahr 1851 im Liederbuch „The devotional harmonist“ in New York gedruckt wurde. Seit der ersten Einspielung des Liedes auf Schallplatte durch das US-amerikanische „Haydn Quartet“ im Oktober 1905 gehört das Weihnachtslied zu den meistverkauften weltweit. Allein die Aufnahme von Bing Crosby aus dem Jahr 1935 ist mir rund 30 Millionen verkauften Platten die dritterfolgreichste Single aller Zeiten.

… das Lied 1873 in einem Notenbüchlein auf der Weltausstellung in Wien auftauchte?
Im Jahr 1873 fand in Wien die fünfte Weltausstellung und die erste im deutschsprachigen Raum statt. Sie dauerte ein halbes Jahr und war ein fulminantes Spektakel auf dem Prater-Areal. Hier tauchte das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ als „Choral of Salzburg“ auf. Die Weltausstellung umfasste 200 Einzelbauten, darunter Pavillons, aber auch ländertypische Bauern- und Schulhäuser. Der US-Pavillon war als nordamerikanisches Schulhaus gestaltet und dort entdeckte der Opernsänger Joseph Bletzacher aus Schwoich das Notenbüchlein, in dem von dem „Choral of Salzburg“ die Rede war. Er veröffentlichte dazu sogar einen Artikel in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“.

Alle Informationen zum Stille Nacht Land Salzburg sind zudem zu finden unter www.stillenacht.com.


3. Oktober 2023

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